Mein erstes Eheweib Marion hörte gerne Georges Moustaki, womit sie mich durchaus angesteckt hat. Ihr Lieblingslied war das herzergreifend traurige „Le facteur“ – und ich konnte sie dabei mit der Bemerkung „Ja ja, ich weiß, der Briefträger ist tot“ immer wunderbar aus der Fassung bringen.

Nun ist nicht der junge Briefträger gestorben, der nur 17 wurde, sondern sein Schöpfer selbst. 79 wurde Moustaki, der nicht nur für das Chanson Großes geleistet hat, sondern überhaupt ein Vollblutmusiker war. Er schrieb den Text von „Milord“ für Edith Piaf, aus seinem Frühwerk dürfte „Le métèque“ das bekannteste sein.

Meine Lieblings-LP, die ich heute noch in hohen Ehren halte (Danke, Marion!), ist aus dem Jahre 1975 und somit eher ein Spätwerk. Sie heißt einfach „Moustaki“, was insofern nichts besonderes ist, als dass die Überzahl seiner Platten so heißt. Auf dieser jedenfalls sind das mitreißende „Flamenco“, das das zu dieser Zeit noch in Spanien existierende Franco-Regime anklagt und in einer wahren Gitarrenorgie endet, und „La philosophie“, ein wunderbar lebensbejahendes Stück, dessen Refrain sagt, wie man leben sollte: „Wir haben das ganze Leben, um uns zu amüsieren, wir haben den ganzen Tod, um uns auszuruhen.“ Sagt man da noch „Ruhe in Frieden“?