Da steht sie nun wieder am Firmament, die runde Kugel, die wohl nur wir Deutschen als männlich bezeichnen und die sonst immer richtigerweise eine „Sie“ ist. Viele Menschen meinen ja, bei Vollmond irgendwelche auffälligen Verhaltensweisen an den Tag – äh, Pardon, die Nacht legen zu müssen wie Trunksucht, Streitlust und allgemeine Unruhe. Bei mir ist das genau umgekehrt: Wenn der Vollmond auf meine Bettdecke scheint, schlafe ich wie ein Baby. Da fällt mir die Geschichte ein, die mir vor etlichen Jahren mal schwer zu denken gegeben hatte.

Ich war wieder in das Haus gezogen, in dem ich aufgewachsen war. Wo einst mein Kinderzimmer war, hatte ich nun mein Schlafzimmer eingerichtet. Als ich eines Vollmondes Abend in mein Bett kroch, fiel mir auf, dass der früher immer auf mein Bett geschienen hatte. Tat er nicht mehr. Wenn ich aus dem Fenster schaute, konnte ich ihn zwar sehen, aber in einem ganz anderen Winkel als früher. Die wildesten Theorien gingen mir durch den Kopf: Die Flugbahn des Trabanten hat sich verändert. Oder die Erdachse hat sich verschoben. Und keiner hat uns Bescheid gesagt.

Die Lösung war einfach. Meine Zubettgehzeiten hatten sich geändert. Und  da der Mond ja nicht an den Nachthimmel getackert ist, wanderte er eben weiter, bis ich nun – deutlich später – ins Bett ging. Ich überprüfte das: Um halb neun schien er aufs Bett, wie früher. Uff! Alles gut!