Ich musste zur Post. Dort verkaufte mir eine blondgelockte Dame mit schönen braunen Augen die Briefmarken meines Begehrs. Danach überquerte ich die Straße, um den schräg gegenüber liegenden Drogeriemarkt aufzusuchen. Als ich bei der Ausschau nach einem betörenden Duschgel die Regale entlang streifte, stand sie auf einmal wieder vor mir: blonde Locken, hübsch, braune Augen. Ich war verblüfft, zumal sie plötzlich einen Kittel mit dem entsprechenden Drogeriemarktlogo trug und Ware ins Regal packte. Da sie mich nicht beim Überqueren der Straße überholt haben konnte und sich schon gar nicht auch noch dabei umgezogen haben konnte, flüsterte mir meine Ratio etwas von genetischer Verdoppelung zu.

Ich bin zwar Frauen gegenüber prinzipiell schüchtern, nahm aber meinen ganzen Mut zusammen und sprach sie an: „Sagen Sie einmal, haben sie eine Schwester, die da drüben -“ „Jaja, ist meine Schwester,“ fiel sie mir ohne aufzuschauen ins Wort. So als ob heute schon 99 gefragt hätten. Der 100. wird erschossen. Ich hab mich dann nicht mehr getraut zu fragen, ob sie vielleicht Zwillinge seien. Schade, ich hätte es gerne gewusst, die beiden waren sich wirklich unglaublich ähnlich. Besonders die von der Post.