Mein wohlgeratenes Töchterlein ist erwachsen geworden. Es gab schon längst diverse Anzeichen dafür, Berufswahl, allgemeine Verständigkeit etc., aber bei den Essgewohnheiten trat es nun ganz klar zutage. Nein, sie ist keine Vegetarierin wie sonst schon fast alle ihrer Abitursgenossinnen waren, für Steak Tatar lässt sie alles stehen und liegen, und überhaupt kann sie trotz ihrer Modelfigur futtern was sie will. Und tut es auch. Es ist eine Wonne.

Aber eine Kleinigkeit hat sich doch geändert. Sie mochte immer diese holländischen Schokostreusel, vom Fachmann Hagelslag genannt. Und nach einer kurzen Schoko-Phase – und es gibt da Dutzende von Sorten – fand sie ihr Glück bei denen, die komplett eigentlich nur noch aus Zucker und Farbstoff bestehen. (Und auf Tischdecken unentfernbare Flecken hinterlassen.) Die gab es in zwei Geschmacksrichtungen: Einmal Bosfruchten, also Waldfrüchte, die waren zwischen kräftig-rot und violett, und dann die Zitrusfrucht-Version, die das hellere Farbspektrum von orange bis gelb abbildete. Und am tollsten fand sie es, wenn ihr beide Spielarten zur Verfügung standen und gemischt werden konnten. Da entstanden dann morgens auf dem gegenüberliegenden Toast Farbkompositionen … also, andere Menschen müssen Drogen nehmen, um so etwas zu sehen. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Als ich jetzt ankündigte, mal wieder in unser westliches Nachbarland zu fahren und ihr gerne etwas mitzubringen, wünschte sie sich „Vollmilch-Streusel“ oder weiß-braun gemischt.

Sugar times are over.