In meinem Status als Heidenkind fühle ich mich sehr wohl. Aber es gibt zwei andere Taufen, die mir buchstäblich durch die Lappen gegangen sind, was ich in beiden Fällen sehr bedaure.

Die erste war in den Achtzigern meine Ballontaufe. Nun war das in dem Ballon mehr oder weniger eine Dienstfahrt, vielleicht wurde deswegen die Taufe vergessen. Mein Verlag hatte ausnahmsweise mal keine Tageszeitung, sondern ein Luftbilderbuch über meine (damalige) Heimatstadt Wuppertal gemacht. Und auf das Umschlagfoto sollte ein bunter Werbeballon, in der Luft über der Stadt. Fotografiert werden sollte aus einem Hubschrauber, der am benachbarten Düsseldorfer Flughafen startete. Alles klappte wie am Schnürchen: Wir starteten morgens auf einem Fußballplatz, flogen quer über die Stadt, der Wind wurde immer heftiger und der Ballon folglich schneller. Wer nicht kam, war der Hubi. Als er uns dann endlich fand, waren wir schon längst über einer Nachbargemeinde, aber da auf den Fotos nur grüne Wiese unter dem Ballon zu sehen ist, hat es nie einer gemerkt.

Was mir mehr Sorgen machte war unser hohes Tempo. Die ganzen Ballonfahrergeschichten mit Landungen über hunderte von Metern, mehrmaligem Aufsetzen und Ende in einem Weidezaun gingen mir durch den Kopf. Bis wir dann über einer großen Wiese ankamen, über der es wie durch ein Wunder fast windstill war. Wir gingen runter, ich kletterte aus dem Korb und zog ihn bis zur nächsten Landstraße. Da die 2000 Kubikmeter heißer Luft in ihrer ganzen Ballonpracht noch dran hingen, war das ein tolles Erlebnis. Kein Wunder, dass ich nicht an die Taufe dachte, und unser Kapitän leider auch nicht.

Ein paar Jahre später ging es nicht in die Luft, sondern aufs Wasser, und in den Süden, so tief wie ich noch nie im Süden war. Es war wieder eine Dienstfahrt, diesmal sollte eine kleine Journalistengruppe ein paar Tage auf der MS Europa verbringen. Das Schiff lag in Singapur. Da flogen wir hin, und bald ging es schon los. Und ehe wir uns versahen, hatten wir den Äquator überquert. Für die ganzen Reisenden war auch eine Äquatortaufe geplant, doch erst ein paar Tage später – und da waren wir Journalisten längst wieder auf dem Heimweg.

Da ich auch schon ein paar Mal in Kirchen war, kann ich sagen: Alles mitgemacht, aber immer noch komplett ungetauft.