Es klingelt an der Tür. Obwohl es erst 8 Uhr und somit mitten in der Nacht ist, öffne ich – und draußen steht Stephanie von und zu Guttenberg. Das überrascht mich noch nicht, aber als sie unmittelbar wild aufschluchzt und sich mir weinend an die Brust wirft, führe ich sie erst einmal ins Wohnzimmer, gebe ihr Papiertaschentücher* und biete ihr etwas zu trinken an, um sie wieder zu beruhigen – und um meine Gedanken zu ordnen. Verdammt gut sieht sie aus, die Freifrau, trotz der verheulten Augen.

„Der Karl-Theo Maria Niko Philip Kevin Sylvester kann so gemein sein,“ jammert sie sofort los. „Dass er andauend nicht da ist, OK, der Job, das hab ich ja gewusst. Aber wenn er mal da ist, spielt er fast nur noch mit ferngesteuerten Panzern und dem Holzgewehr, das er sich beim Schützenverein besorgt hat.“ „Hm, normal in dem Job,“ denke ich, sage aber vorsichtshalber mal nichts. „Und immer dieser Kasernenhofton – das hat er früher nicht gehabt. Andauernd wird nur rumkommandiert, außer wenn er mit Mutti telefoniert.“ Stephanie fängt an mir wirklich Leid zu tun, und Tränen bei einer schönen Frau haben schon immer tiefe Gefühle bei mir ausgelöst. Ich fange an, mir unsere gemeinsame Zukunft auszumalen, im Kleiderschrank könnte ich schon einen knappen Meter frei machen, als sie nachlegt: „Weißt du, was er mir aus Afghanistan mitgebracht hat?“ Ihre  gepflegten Fingernägel verkrallen sich in meinem Bademantel, und ich schüttele stumm den Kopf. „So’n Benzinfeuerzeug zum Aufklappen, wo >Ich habe nur an dich gedacht< eingraviert ist. So ein Schmarren, die Dinger werden in Vietnam schon seit Jahrzehnten den Touristen angedreht!“ Ich kann die Pein dieser wundervollen Frau nachempfinden – und doch stimmt irgendetwas nicht. Woher hat sie meine Adresse?

Da in diesem Zustand Nachdenken sowieso nicht viel hilft, lege ich gerade meinen Arm um sie, als der Wecker klingelt. Stephanie entschwindet so schnell wie sie gekommen ist. OK, wäre ja auch zu schön gewesen, aber eines verstehe ich überhaupt nicht: Ich stehe doch gar nicht auf blond. Nächstes Mal bitte etwas mit Catherine Zeta Jones!

*An dieser Stelle steht erst “Tempos“, wenn die entsprechende Anzeige meine Homepage ziert. Kleenex darf mich auch ansprechen.