In einer schlauen Zeitung habe ich jetzt einen Artikel über den Komponisten Otto Jägermeier gelesen. Anlass war, dass der Schöpfer der Rhapsodie „Das sterbende Schwein“ für Flügel und Jagdhorn vor 80 Jahren gestorben war. Daran wiederum bemerkenswert ist, dass Jägermeier nie gelebt hat. Und das, obwohl etliche Kompositionen real existieren, eine abwechslungsreiche Vita bekannt ist und er es sogar in das Riemann Musiklexikon geschafft hatte, ein Standardwerk für Musikliebhaber.

Die schlaue Zeitung führt in diesem Zusammenhang weitere Fakes an, die es zu höchsten Ehren brachten, so Loriots Steinlaus. Dieser „possierliche kleine Kerl“ hatte es unter dem Namen Petrophaga lorioti zu einem Eintrag in dem medizinischen Nachschlagewerk Pschyrembel gebracht. (Und der Zoo Dortmund hat ihm ein Gehege eingerichtet.) Weitere Komponisten und auch ein imaginärer Politiker kommen auch noch einmal zu Ehren.

Das erinnert mich daran, dass auch in meiner ersten langjährigen Zeitungsredaktion ein Phantom sein Unwesen trieb. Ich kann mich leider nicht an den Namen erinnern, aber er schrieb Artikel oder auch schon mal Leserbriefe, und manchmal rief er auch nichtsahnende Praktikanten an, um sie ein bisschen in den Wahnsinn zu treiben. Da schon mit ersten zarten Ansätzen leitender Funktion ausgestattet, musste ich die phantasiebegabten Kollegen schon mal ermahnen: „Leute, wenn der anfängt, ein Fahrtenbuch zu führen und abzurechnen, ist Schluss damit.“