Ein Zahnarzt ist keine Marktfrau. Mit Marktfrauen, deren herausragendes Kennzeichen es ist, auch zum ältesten Opa „junger Mann“ zu sagen, kann man stundenlang schwätzen. Oder bis der nächste Kunde drängelt. Bei einem Zahnarzt ist das anders, naturgemäß. Man hat einen Absauger, einen Spiegel oder andere Geräte und ab und zu die Finger der Helferin im Mund – da leidet die Aussprache. Nicken und Kopfschütteln sind auch nicht angesagt. Pfropft der Arzt dann auch noch eine Handvoll Watteröllchen (die sinnigerweise auch Tampons heißen und eines der wenigen Male darstellen, wo Männer welche verwenden) neben die Zähne, ist man buchstäblich mundtot gemacht.

Ein Zahnarzt, den ich vor vielen Jahren hatte und der ein Meister seine Fachs war, nahm darauf keine Rücksicht, stellte während der Behandlung (Weisheitszähne, die dauern) Fragen zur weltpolitischen Lage, wartete dann aber erst gar keine Antwort ab und pfiff eine fröhliche Melodie vor sich hin. Man kann nicht nicht kommunizieren.

Viele Jahre später hatte ich einen, der nicht nur stets gut drauf war, sondern mir mit in der Mittagspause beigebrachten Wurzelbehandlungen zwei von drei Backenzähnen, die ein Kollege beim Überkronen infiziert hatte, rettete. Bin ich ihm heute noch dankbar für. Mit diesem jedenfalls pflegte ich in tamponfreien Zeiten Witze auszutauschen. Einmal behauptete ich, meiner Berufsgruppe sei der kürzeste Witz überhaupt zu eigen: Gehen zwei Journalisten an einer Kneipe vorbei. „Nee nee,“ sagte der Dentist darauf: „unserer ist kürzer: Kommt ’ne Frau beim Arzt!“ Ich sag’s ja: diese Ärzte.