Nun mal wieder etwas aus der Serie „Vattern erzählt vom Krieg“. Und es kommt sogar Blei darin vor. In der Zeit meines Volontariates (Ausbildung zum Redakteur) arbeiteten wir nämlich noch mit Bleisatz. Die Texte wurden mehr oder weniger schön mit der Maschine getippt, es gab sogar noch höher gestellte Redakteure, die ihre Kommentare mit der Hand schrieben, was dazu führte, dass dann auch der richtige Setzer da sein musste, der diese Handschrift lesen konnte. Aber das kam nur selten vor – jedenfalls kam hinten Blei raus, Zeilchen für Zeilchen. Die Überschriften wurden einzeln gegossen und gerne zum Transport dem doofen Volo in die Hand gedrückt, der nicht damit rechnete, wie heiß sie noch waren, was die Setzer immer sehr witzig fanden. Aus diesen vielen Bleistückchen wurde dann irgendwann Zeitung, natürlich im Buchdruck. Das geht heute alles viel schneller, nur sind die Blätter dadurch leider nicht aktueller geworden.

Manches ist in den Medien allerdings immer noch wie damals. Zum Beispiel die Meinungsvielfalt, wobei ich nicht die meine, die zurzeit von den Zeitungskonzernen gerne abgebaut wird. Ich meine die innerredaktionelle: Wenn eine Nachwuchskraft mit ihrem/seinem Text auf Papier  von Schreibtisch zu Schreibtisch pilgerte, konnte es gut geschehen, dass sie abschließend fünf Meinungen von vier Redakteuren hatte. Dieses Phänomen gibt es heute noch, und zwar beispielsweise bei der Beurteilung von Homepages. Ich hab ja noch so ein Ding am Netz, mit dem ich hoffe, irgendwann mal Geld zu verdienen (www.quabs.com). Beim ersten Draufblicken hieß es „Die Farbe ist aber chic!“ beziehungsweise „Viel zu dunkel“. Dann wurde mir geraten, die Sache noch viel eingehender zu erklären, kurz danach hieß es, dass die Texte viel zu lang sind. Die Puzzlesteinchen wurden erst kürzlich wieder als „tolle Idee“ bezeichnet, ein ausgewiesener Designexperte hatte aber schon vor längerer Zeit mir kopfschüttelnd erklärt, dass Puzzleteile „längst nicht mehr gehen“. Ein Freund lag mir lange in den Ohren, die Preise reinzuschreiben. Kaum standen sie drauf, sagte ein anderer: „Schmeiß bloß die Preise raus!“ Man sieht: Die Meinungsvielfalt lebt. Zumindest auf meiner Homepage.