Was ich beim Musikjournalismus überhaupt nicht mag, ist dieses Schubladendenken: Ist das nun Speed Garage Metal oder Black Dub Funk? Es gibt die verrücktesten Begriffe, anstatt dass man sagt: Klingt wie … Und wehe, die Band macht dann mal was, was nicht in diese Schublade passt. Erstaunlicherweise haben meist dann erstmal die Musiker das Problem und nicht die Schreiber. Nehmen wir als Beispiel mal das Weiße Album der Beatles: Da ist einerseits „Helter skelter“ drauf, für manche die Erfindung des Hard Rocks, andererseits so zarte Stücke wie „Mother Nature’s Son“ oder „Julia“. Die Schublade, wo das alles reinpasst, möge mir jemand zeigen.

Eine Schublade mag ich jedoch: Swamp Rock: Eigentlich kenne ich nur einen Vertreter dieses Genres: Tony Joe White. Ob es seine erdige Gitarre ist oder sein Gesang, der durchaus versumpft, aber auch überraschend hell klingen konnte, die ihn zum Sumpf-Rocker machte? Ich habe seine Musik immer sehr gemocht, Elvis hat sein „Polk Salad Annie“ gecovert, Tina Turner machte sein „Steamy windows“ berühmt. Am Mittwoch ist er mit 75 Jahren einem Herzinfarkt erlegen. Mein Anspieltipp: „Scratch my back“.