Transformation ist ja ein ganz großes Wort. Wenn man da mal so in Philosophie, Kunst und Esoterik rumblättert … Aber hier geht es um meinem Geschmack. Der verändert sich nämlich zurzeit. Ich hoffe, dass das keine tiefergehenden Ursachen hat, denn ich war bislang mit meinem Gesamtzustand und besonders meinem Geschmack sehr zufrieden. Die Vorstellung, dass nun irgendwelche Darmbakterien, die ja laut amerikanischer Studien die eigentliche Herrschaft über unseren peristaltikgetriebenen Körper innehaben, mir vorflüstern, dass ich bestimmte Käsesorten, so meinen geliebten Chaource oder auch Crottin , auf einmal nicht mehr mag, finde ich das – wie mein wohlgelungenes Töchterchen sagen würde – gruselig. Eigentlich sind nur Schafskäse und Ziegenfrischkäse übrig geblieben. Nicht sehr aufregend.

Auch beim Fleisch erlebe ich Transformationen, um es mal so zu nennen. Auf einmal habe ich Probleme mit Lamm, eigentlich mein Lieblingsbraten. Wenn so das Altwerden aussieht – na Dankeschön. Besonders, da mir die Darmbakterien oder irgendein Fressalgorithmus im Gehirn keine Alternativen anbieten. Nein, ich mag nicht plötzlich Bananen oder Reibekuchen, Dinge, zu denen Darm und besonders Hirn und zu allererst Zunge  schon immer „Bäh!“ sagten.

So streift man dann über Märkte und durch Geschäfte auf der Suche nach Dingen, die einem Pfützen unter der Zunge verursachen. Austern gehören zum Glück immer noch dazu, aber die muss man ja auch nicht jeden Tag haben. In einem meiner beiden Lieblingstürken in meiner Stadt (wo ich wunderbare Lammkoteletts erstand, um mich gegen meine beginnende Lammabneigung zu immunisieren) sah ich dann „Pastirma Dilimli“. Rinderschinken, herrlich mager, herrlich würzig. Das war’s. Doch zuhause las ich dann den Untertitel: „Luftgetrockneter Rinderformschinken aus Fleischstücken zusammengefügt im Gewürzmantel nach türkischer Art“ steht da allen Ernstes im zweitgrößten Schriftgrad drauf. Macht es irgendwie nicht leckerer. Fehlt nur der Hinweis: „Fleisch aus einem Säugetier nach Art einer Kuh.“