George Martin ist tot, verstorben im ehrwürdigen Alter von 90 Jahren. Wenn man an ein Leben nach dem Tod glaubt, dann können die vielen früh verstorbenen Musiker im Himmel einen guten Produzenten hervorragend gebrauchen. Hier auf Erden geht derweil mal wieder der Streit los, wer denn nun der „5. Beatle“ war. Denn da gibt es einige Kandidaten: Von Stu Sutcliffe über Pete Best und Klaus Voormann bis hin zu Billy Preston.

Um eines klar zu stellen: George Martin war kein Rocker, kein Pop-Star, kein Beatle. Er war väterlicher Freund und sah immer wie aus dem Ei gepellt aus. Und doch gebührt der Ehrenpreis der Nr. 5 am ehesten ihm. Nicht nur, weil er an ihrem Durchbruch, sprich dem Plattenvertrag bei Parlophone, hohe Anteilsrechte hatte, weil er jedem Studio-Experiment offen gegenüberstand und ab „Revolver“ Beatles-Platten qualitativ in ungeahnte Höhen hob. Nein, erstens war er ein wichtiger Ideengeber, wahrscheinlich der wichtigste. Er führte bei den vier Jungs, die sich gerade von dem Muff und Schweiß der Keller in Liverpool und Hamburg befreit hatten, kompositorische Tricks und Instrumente ein, die bislang in ihrem musikalischen Universum nicht vorkamen. Flügelhorn?

Und er liebte seine Jungs, er bewunderte die Genialität jedes einzelnen. Wenn man seine Bücher liest, merkt man das. Und auch heute, fast 50 Jahre danach, ist es hochgradig spannend zu lesen, wie der Sgt. Pepper entstanden ist, dieser Urknall der Popmusik, dessen Auswirkungen man noch heute jeden Tag im Radio hören kann. Was er nach den Beatles – die Trennung verkraftete er gut – alles noch musikalisch angerührt hat, sprengt jeden Rahmen, aber ein Anspieltipp soll sein: „In my life“. 1998 hatte er eine Anzahl bekannter Musiker (und Schauspieler) für eine Sammlung von Beatles-Covers zusammengerufen. Allein Track #1 ist Weltklasse: Come together, gesungen von Robin Williams und Bobby McFerrin.