Ein Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, ist doch eine prima Gelegenheit, sich Gedanken über Songtexte zu machen. Hört man deutsches Radio, vermeine ich, in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs des muttersprachlichen Anteils zu vernehmen. Das ist nicht nur Bands wie Juli geschuldet oder auch Silbermond, deren neuester Song allerdings ein erschreckendes Zeugnis vom Stillstand einer Band darstellt. Erwähnt seien auch die Prinzen, deren Deutsch mich seit „Gaby und Klaus“ immer wieder erfreut. Hinzugekommen ist jedoch in den letzten Jahren eine enorme Menge an Singer/Songwritern, wie es so schön auf deutsch heißt, bei denen es sich bei überraschend vielen lohnt, auch mal auf den Text zu hören.

„Hör auf die Stimme“ heißt es dann auch in einem Projekt namens EFF, um mit einigen weniger gelungenen Beispielen fortzufahren. Die Stimme, auf die man wohl hören soll, hört man natürlich nicht, sondern nur die von Mark Foster, und die ist gar nicht schlecht, auch ansonsten finde ich das Stück nicht übel. Nur der Text ist dermaßen verschwurbelt, dass er ohne weiteres auch von Xavier Naidoo stammen könnte. Etwas älter schon ist „Applaus Applaus“ von den Sportfreunden Stiller, deren Sänger ja bekanntlich nicht singen kann, es aber trotzdem tut. Hier passt dann wenigstens der Text dazu, er ist nämlich … naja. Und wenn dann die Refrainzeile mit dem Applaus kommt, muss ich immer an Kermit den Frosch denken, wenn er seine Ehrengäste bejubelt, Applaus Applaus Applaus schreit und dabei seine grünen Ärmchen schüttelt. Gegen solche Bilder im Kopf bin ich machtlos, wenn sie erstmal drin sind. Auf diesen Effekt kommen wir gleich nochmal zu sprechen.

Kompliziert wird es mit dem nächsten Song, nämlich mit dem Namen der Interpreten (Philipp Dittberner & Marv), und mit dem Ansatz. Da möchte nämlich einer nicht mehr auf die rosaneste aller Wolken, die Nummer 7, sondern sich nur noch auf Nr. 4 einquartieren. Weil man sonst gefühlsmäßig so tief plumpst. Wer sagt denn, dass man von Nr. 4 nicht auf Ebene -3 fallen kann? Ist das die Neue Deutsche Bescheidenheit? Da lobe ich mir doch den englischen Sprachraum, wo der Liebeshimmel bis in den 9. Stock reicht. Und die Traumfrau wohnt bekanntlich auf 10.

Doch es geht noch schlimmer: Da behauptet seit kurzem ein gewisser Bosse, er säße auf seinem Bett und esse Steine … „deine meine große kleine.“ Die Bedeutsamkeit prasselt nur so auf einen hernieder, und prompt geht es auch (im Song) in einen tiefen Schacht, wo keine Kerze mehr brennt und kein Vogel mehr singt. Huuh! Der kleine Steinbeißer sollte schnellstens einen Arzt oder einen Therapeuten aufsuchen; am besten beide.

Und dann gibt es da noch einen Song, den ich sehr mag, der auf meiner Lieblingswelle allerdings viel zu oft läuft. (High oder Hot Rotation nennen Radioleute das, und es ist nichts als die Pest.) Besagtes Kleinod heißt „Welt hinter Glas“ und ist von Max Mutzke, der ja schon mehr als einmal bewiesen hat, dass er gute Musik machen kann. Hier singt er in der zweiten Zeile des Refrains „die Route gecheckt“. Klar, es geht um eine Fahrt in eine Region unseres großen Nachbarlandes, die ich auch sehr schätze, aber mein Gehirn lässt das „o“ weg, und ich habe je-des-mal Preisrichter bei der Hundeschau vor Augen, die den Schwanz eines Rassehundes begutachten – „die Rute gecheckt.“ Und wie gesagt: Ich kriege den Unfug nicht aus dem Kopf!