Glossen mit dem Titel „Ich hab’s gewusst!“ könnte ich am laufenden Band schreiben, aber einerseits würden die gerade in der jüngeren Zeit zu sehr dem privaten Bereich entstammen, andererseits gerät man so natürlich in den Verdacht der Klugscheißerei. Wozu ich aber auch stehen könnte.

Doch ich muss etwas zurück gehen, in die schönen 80-er Jahre, in denen ich erheblich an Ess-Erfahrungen sammelte, selbstgemachte Pasta die Dosen-Ravioli ablösten usw. usf.. Einige dieser  unvergesslichen Genüsse fand ich im französischen Jura. Warum ich ein paar Mal in die Kleinstadt Arbois fuhr, würde jetzt zu weit  führen zu erklären, aber dort kochten in einem ehemaligen Kloster Vater und Sohn Jeunet zum Niederknien gut. Doch letztendlich geht es um die Fromagerie in Arbois. Dort erstand ich für das wahrscheinlich genialste Picknick aller Zeiten (Baguette, Jura-Wein, Pastete) ein Stück Gruyère. Ich kannte diesen Käse, den die Schweizer Greyerzer nennen, schon, weil ich für das Käsefondue eben diesen stets brav mit Raclette vermengt hatte. Gruyère, wie man ihn eben in Deutschland bekam. Herzhaften Schnittkäse. Als ich das Pergamentpapier auseinanderschlug und in den goldgelben Käse biss, hatte ich neben dem berühmten kleinen Orgasmus auf der Zunge die Eingebung: „Ich hab’s gewusst!“

Was? Die Franzosen behalten den guten Stoff für sich selbst und verkaufen uns zweite Wahl. Im besten Fall.

Mittlerweile habe ich gelernt, dass das überall so läuft, von der chinesischen bis zur Texicana-Küche. Weine, Tapas, Sushi – nichts schmeckt so gut wie im Ursprungsland. Und, klar, die besten deutschen Weine dürften auch im Land bleiben.

Aber ausgerechnet mit Käse hatte ich jetzt wieder so eine Ich-hab’s-gewusst-Erfahrung. Meine wundervollen, ja geradezu entzückenden Vermieter (ich hoffe, bis zur nächsten Mieterhöhung ist noch was hin) haben Ferien in Sardinien gemacht. Und sie brachten mir netterweise ein Stück Pecorino mit. Pecorino hatte ich vor ein paar Jahren aus Neugier mal aus dem Supermarkt mitgenommen, nur um festzustellen, dass er die Konsistenz von dem hatte, was man in der DDR „Plaste“ nannte. Ein Freund tröstete mich: „Kannste nur irgendwo drüber raspeln.“

Und nun, der echt sardische Pecorino: Nussig, fettig, schnittfest, superlecker. Ein Erlebnis. Um es nochmals zu sagen: Ich hab’s gewusst!

Froh bin ich allerdings, dass meine unvergleichlichen Vermieter nicht zu einem besonders alten „Casu marzu“ gegriffen haben, ebenfalls eine sardische Spezialität, in der allerdings lebendige Maden rumflitzen. Nun habe ich schon manches gegessen: Schnecken, Froschschenkel, hundertjährige Eier und gegrillte Heuschrecken, aber die waren wenigstens tot ….