Zugegeben, es war nicht sonderlich clever von mir, meinem Schulfreund Volker zu erzählen, dass ich Angst vor dem Michelinmännchen hätte. Ja, ich habe das damals wohl auch so formuliert, aber natürlich nicht wirklich so gemeint. Nur, diese Plastikpuppe saß in Toresnähe auf den Mauern von Reifenhändlern und guckte, wie die jungen Leute heute sagen, gruselig. Ich meine, es hätte eine Brille auf gehabt, die es noch strenger gucken ließ. Dass das ganze wohl ein Männlein aus Reifen darstellen sollte, erschloss sich mir damals nicht, mir kam es vor wie eine Kreuzung aus Qualle und waberndem Gespenst.

Volker hatte jedenfalls nichts besseres zu tun, als bei jeder unpassenden Gelegenheit von meiner Michelinmännchen-Phobie zu erzählen. Das überdauerte sogar die Jahrzehnte, später schenkten mir nette Freunde zum Geburtstag Briefpapier mit einem Michelinmännchen im Kopf. War wohl als therapeutische Maßnahme gedacht.

Heute bin ich wieder an einem vorbei gefahren. Das war zwar nicht mehr in 3D, sondern als Bild auf einer Stele, aber was soll ich sagen? Die Michelin-Marketingmanager müssen meine Bedenken erhört haben. Es guckte erheblich freundlicher als früher aus der Wäsche. Pardon, aus den Reifen.