Was Liebe aus einem Mann machen kann. So staune ich seit langem über Ritchie Blackmore. Der Mann, der bei der Erfindung des Heavy Rock dabei war, der des wahrscheinlich bekannteste Riff der Rockgeschichte schrammelte (Smoke on the water) und den wesentlichen Teilen des Werks vom Deep Purple herrlich schräge Soli verpasste. Heute spielt er eine Art Mittelalter-Rock, die in keine Schublade passt – was das Ganze noch einigermaßen erträglich macht.

Heute sehe ich ihn dann in meinem Heimatblatt, weil er demnächst auf einer Burg in meiner Stadt spielt. Er spielt nur noch auf Burgen. Er hat einen Filzhut auf wie die trunkenen Touristen auf dem Oktoberfest, und er trägt kniehohe Schnürstiefel. Und behauptet im Interview, auch privat auch so rumzulaufen. Neben ihm im Bild: seine Sanges- und Lebensgefährtin Candice Night. Daher der Bandname „Blackmore’s Night“. (Andere Altrocker hätten dieses Projekt natürlich „Blackmore in the Night“ genannt, aber das blieb uns erspart.)

Abgesehen von dem genialen „Concerto for Group and Orchestra“ hatte es in Purples Frühzeit schon durchaus Hinweise in die frühere Musikgeschichte gegeben: In dem wunderbaren „April“ (ebenfalls 1969) gibt es einen einzigartigen Einsatz eines Kammerorchesters, und schon ein Jahr vorher wurde in „Anthem“ damit experimentiert. Ich hatte das immer bei dem klassisch geschulten Jon Lord verortet, doch in dem aktuellen Interview gibt Ritchie Blackmore zu, hinter dem Rücken der Bandkollegen schon immer Schalmeien gehört zu haben.

Er scheint das wirklich ernst zu meinen. Immerhin zieht er das schon seit langem durch. Ich bin mal mit einer Promo-CD von Blackmore’s Night bemustert worden – und die ist von 2001. Good Night.