In meiner journalistischen Laufbahn denke ich immer wieder gerne an eine Überschrift, die sicherlich nicht die größte war, aber die Sache auf den Punkt brachte. Sie stand über einer 15-Zeilen-Meldung über den Friseurnachwuchs meiner damaligen Heimatstadt, der bei einem Preisfrisieren nur vorderste Plätze belegt hatte: „Friseurlehrlinge schnitten gut ab“. Lehrling durfte man damals noch sagen, genauso wie Neger, was ja auch so ziemlich auf das selbe … naja, lassen wir das.

Jedenfalls ging man zu der Zeit zum Friseur, um sich die Haare schneiden zu lassen, in Zeitungen zu blättern, die man sich nie kaufen würde, und den neuesten Dorfklatsch zu erfahren. Das ist ja eigentlich schon ein ganz nettes Bespaßungspaket, scheint aber längst nicht mehr zu genügen. Auch Haarewaschen mit Kopfmassage und Cappuchino – alles old school. Heute muss es ein „Erlebnishaarschnitt“ sein! Echt! Lese ich heute in einem der Anzeigenblätter, die ja dafür bekannt sind, die neuesten Trends zu setzen. Dieses, ich nenne es mal Action Cutting, wird von dem anzeigenden Scherenvirtuosen „Calligraphy Cut“ genannt. Nun werden hier einem nicht besonders schöne Buchstaben in die Tolle gefräst und mit dem fetten Fußballtypen hat es auch nichts zu tun, sondern eine spezielle Schnitttechnik soll dafür sorgen, dass das Haar noch hollywoodmäßiger fällt. Also – nicht auf den Boden, sondern wenn man/frau den Kopf schüttelt. Ich weiß nicht, ich halte das für Haarspalterei.