Der ADAC hat beste Chancen, zum Paradebeispiel dafür zu werden, wie man in der öffentlichen Darstellung in kürzester Zeit möglichst viel falsch machen kann. Denn eigentlich fing es mit einer Petitesse an. (Eine Petitesse ist eine Kleinigkeit und hat nichts mit Lanz-Mobbing zu tun.) Es wurden Zahlen geschönt. Ich möchte nicht wissen, wo und wie das sonst noch überall passiert, wenn Leuten ihre Zahlen nicht schön genug sind. Das ist halt das grundsätzliche Problem, wenn man mit absoluten Zahlen und nicht mit Prozenten operiert. Nun gut, der zuständige Motorwelt-Chefredakteur, der an den Zahlen zum beliebtesten Auto der Deutschen persönlich Hand angelegt hatte, war nicht unbescheiden. Aus 3409 echten abgegebenen Stimmen, was ja für einen Club mit über 19 Millionen Mitgliedern in der Tat etwas mickerig ist, machte er mal eben 34 299. Er hat nicht mal die Reihenfolge bei der Blechle-Wahl verändert, er hat nur aus einer beschämend kleinen Zahl eine große robuste Zahl gemacht. Er hat damit eine Lawine losgetreten, die gerade erst richtig Fahrt aufnimmt.

Der Mann nahm geschwind seinen Hut – doch dann fingen die richtigen Pannen erst an. Der erste Fehler der ADAC-Granden zählt zu den Klassikern. Es wurde auf die böse Presse geschimpft, dass die so etwas überhaupt schreibt. Mehr neben der Spur geht nicht! Als sich dann herausstellte, dass die wundersame Stimmenvermehrung nicht nur nicht zu leugnen war, sondern auch Tradition hatte, wurde der Bösewicht dann flugs zum Alleintäter und durch dessen Abgang die Affäre für beendet erklärt. Das konnte nicht funktionieren, zeigt aber die ungeheuere Abgehobenheit derer, die dieses Riesengebilde namens ADAC lenken. Sie sind keine Sekunde lang auf den Gedanken gekommen, dass alle, die noch eine Rechnung mit dem „Verein“ offen haben, nun aus der Deckung kommen könnten. Genau das passiert gerade.

Flüge mit Rettungshubschraubern bildeten den Anfang, jetzt kamen undurchsichtige Immobiliengeschäfte hinzu. Und es wird immer mehr werden. Mit seiner Art, die Politik zu beeinflussen, hat der ADAC sich nicht nur Freunde gemacht. Ebenso wie viele, die bei Geschäften mit dem Autoclub nicht zum Zuge kamen, sich nun die Hände reiben werden. Und der Club hat viele Geschäfte gemacht, die er lieber hätte bleiben lassen, weil sie so gar nicht zu dem Bild einer unabhängigen Institution passen. Wenn sonst Unternehmen, und der ADAC ist ein Unternehmen, so geführt werden, spricht man gerne von „Gutsherrenart“. Nur ist der Gutsherr hier definitiv eine Nummer zu klein. Wie kleine Könige müssen die Geschäftsführung und das Präsidium sich gefühlt haben. Doch wer sich mit dem Kopf in den Wolken bewegt, sieht nicht mehr, was der normale Autofahrer so will.

Der Image-Schaden ist gewaltig und dürfte die legendären Peanuts bei der Deutschen Bank noch in den Schatten stellen. Zu retten ist nur etwas, wenn der ganze Verein grundsätzlich umgebaut wird und die Spitze begreift, dass Transparenz nicht nur ein Wort sein darf. Ansonsten kann der Verein sich in ACDC umbenennen – denn er ist auf der Highway to hell.