Zuerst muss ich den jüngeren unter den Prosapralinen-Lesern etwas erklären. Es gab einmal eine Zeit, da war neue Musik nicht per Download verfügbar, sondern man musste sich in Spezialgeschäften so schwarze Scheiben besorgen. Ein erheblich aufregenderer Vorgang als ein Download! Diese Dinger gab es in zwei Größen (die Mittelgröße vernachlässigen wir jetzt mal), und die Kleinen drehten sich auf dem Plattenteller schneller als die Großen. Sie hatten den Nachteil, dass jede unsachgemäße Behandlung zu Kratzern (= unliebsame Störgeräusche) führte, aber sie hatten die Vorteile, dass sie (ohne Kratzer) ziemlich gut klangen und dass sie zwei Seiten hatten. Die nannte man A- und B-Seite.

Klassischerweise war auf der B-Seite nichts besonderes, weil die Platte wegen der A-Seite ja eh schon gekauft war. Natürlich waren es dann wieder einmal die Beatles, die so gute Stücke auf die B-Seite packten, dass sie sich nicht mehr entscheiden konnten, welches die bessere Nummer war – so entstand die Double-A-Side-Single. We can work it out/Day Tripper war die erste, Strawberry Fields forever/Penny Lane die zweite.

Doch heute möchte ich Ihnen uralte B-Seiten einer anderen Band ans Herz legen. Nein nicht die Stones. Hier ist z. B. die B-Seite der amerikanischen Version von Satisfaction nur ihres Titels wegen eine Erwähnung wert: The Under Assistant West Coast Promotion Man. Nein, ich meine die Bee Gees. Die haben auf den Singles der späten Sechziger Jahre, mit denen sie in Europa den Durchbruch feierten, einige Perlen auf die Rückseiten gepackt. Meine liebste: Sinking ships, 1968 als B-Seite des ziemlich kitschigen „Words“ veröffentlicht. Dieser Song hätte auch das Zeug zu einer A-Seite gehabt.

Die B-Seite ihrer vorhergegangenen Single (World, 1967)  finde ich auch heute noch sehr schön: Sir Geoffrey saved the world. Eine geradezu fröhliche Melodie, die auch nicht darunter leidet, dass Robin Gibb ganz am Schluss einen kleinen Vorgeschmack auf Yoko Ono gibt. Die Single vor World war Massachusetts, der erste weltweite Hit für die Brothers Gibb. Hier gab es Barker of the UFO als B-Seite; musikalisch abgesehen vom rückwärts wiedergegebenen Schlagzeug nicht besonders erheblich und wohl daher heute eine ziemliche Bee Gees-Rarität. Zudem hat der Track eine Spielzeit von unter zwei Minuten, und da Massachusetts auch nur über 2:22 verfügt, dürfte diese Single diejenige mit der geringsten Gesamtspielzeit in meiner Sammlung sein. Schon ein Jahr später kaufte man fürs gleiche Geld Hey Jude, das zusammen mit Revolution auf der B-Seite zehneinhalb Minuten Musik lieferte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte …