Natürlich ist auch das schon wissenschaftlich belegt: Nach einem reichhaltigen Essen helfen weder Doppelkorn noch Kaffee oder Espresso – aber ein Boonekamp. Es muss die Kraft der Kräuter sein. Der Klassiker kommt aus Rheinberg.

„Semper idem“ – wie immer – lautet nicht nur der Slogan von Underberg, so heißt mittlerweile das ganze Unternehmen. Seit 165 Jahren gibt es den braunen Kräutertropfen nun, doch mit dem „Semper idem“ ist es so eine Sache: Nach dem Krieg wurde der Alkoholgehalt von 49 auf die heutigen 44% gesenkt. Ebenfalls erst nach dem Krieg wurde auch das typische Fläschchen (gestalteter Hals, braunes Packpapier) das Behältnis des echten Underbergs. Seit 1949 führte das Unternehmen 1200 Prozesse gegen Nachahmer.

So gesehen ist es erstaunlich, dass es unter dem Sammelbegriff Boonekamp ähnliche Produkte, braune Fläschchen, meist zu viert, gut zum Magen, bei jedem Diskounter und allen anderen Lebensmittelhändlern gibt. Die meisten leisten sich sogar ihre Hausmarke. Was alle gemeinsam haben: Sie sind deutlich billiger als Underberg.

Ich habe mich einmal umgeschaut und mich einer ausführlichen Testreihe unterzogen. Gekauft wurden Viererpacks (mit einer Ausnahme), die alle 0,99€ kosten (außer Underberg).

Bergwunder (Edeka) 44%: „… aus aromatischen und erlesenen Kräutern …“ Er hat eine tabellarische „Ernährungs-Information“ – das hat sonst nur Underberg.

Domritter (Lidl)  44%: „Bitter aus 45 Kräutern – Domritter ist eine Komposition von ausgesuchten natürlichen Kräutern kombiniert mit feinen Bitteraromen. Abgerundetes Aroma und würzigen Charakter erhält der echte … u.a. durch folgende Kräuter: Myrrhe, Guajak, Sternanis, Kümmel, Aloe und viele weitere erlesene Kräuter.“

Gotthilf Simon (Trinkgut) 40%: keine weiteren Angaben

Grafenau (Rewe/Kaufpark) 40%: keine weiteren Angaben

Grafensteiner (Netto) 44%: „Bitter mit 45 Kräutern“,  (Silberner DLG-Preis 2012)

Kaiserkrone (Kaisers) 40%, nur 3 Fläschchen, Hersteller: Maykamp.

Kronfürst (Penny)  44% (Goldener DLG-Preis 2012) keine weiteren Angaben

Regulator (Norma) 44% „Bitter aus erlesenen Kräuterauszügen“  (Goldener DLG-Preis 2011)

St. Vitus (Aldi Nord) 44%  „… aus Kräutern, Wurzeln und Gewürzen … Das Mazerat (alkoholische Auszüge aus Naturgrundstoffen) reift über mehrere Wochen in Eichenholzfässern.“

 TiP (real) 40%: „Boonekamp – Kräuterbitter“  – ansonsten Minimalausstattung. Aber: Es gibt eine Hotline: „Fragen zum Produkt?“

 Wildbrunner (Aldi Süd)  44%: Der Text hier ist interessanterweise weitgehend identisch mit dem von Aldi Nord. Auch hier kommt das „Mazerat“ vor. Aber zusätzlich: Goldener DLG-Preis 2010.

Underberg 44% 3,17€: „Die Kraft erlesener und aromatischer Kräuter aus 43 Ländern.“ Die Fläschchen, jedes einzeln in Packpapier gewickelt, gibt es auch zu zweit, zu zwölft oder in noch größeren Gebinden. Die Nährwertkennzeichnung verrät, dass die Portionsflasche zwar viel Alkohol, aber sehr wenig Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren oder Ballaststoffe enthält – Überraschung! Den hohen Preis soll wohl das Drumherum kaschieren: Ein mehrseitiger Folder informiert über das Treueprogramm. Wer fleißig die grünen Verschlusskapseln sammelt, kann für 96 Stück schon ein „Stilglas“ bekommen. Für 384 Kapseln gibt es einen Underberg Platzteller. Dafür müsste man 7,68 Liter Underberg trinken!

Fazit: Am schlechtesten kommt die Kaiserkrone weg. Mehr als bei den anderen 40%-igen schmeckt man die fehlenden Umdrehungen, dafür ist er dann auch noch deutlich teurer (weil nur Dreierpack). Zu einer Boonekamp-Degustation konnte ich noch keinen meiner Freunde überreden, deshalb weiter der persönliche Eindruck: Gut schmecken mir der von Lidl (Domritter) und der „Regulator“, letzterer vielleicht auch etwas wegen des schönen Namens. Am besten schmeckt der Klassiker. Irgendwie sind im Underberg anscheinend noch ein paar Kräuter mehr drin als bei der Konkurrenz.