Hunde, auch wenn sie nur geliehen sind, ermöglichen einem einen anderen Blick auf die Welt. Dass man bei der morgendlichen Runde  Leute trifft, die man noch nie im Viertel gesehen hat, das wusste ich schon. Doch heute war ich angesichts des Feiertages um Viertel nach 8 wohl zu früh Gassi. Die Stadt: ausgestorben. Fußgänger, Radfahrer, Autos: Fehlanzeige. Das benachbarte Krankenhaus, in dessen Eingangsbereich sonst die Gruppe externer Raucher vor sich hin dampft: kein einziger.

Das war gestern Abend ganz anders. Bei der Runde um kurz nach 20 Uhr kam ich an einer Kneipe vorbei, da war beim Tanz in den Mai schon Riesenstimmung. Kein Wunder: Der DJ heizte gnadenlos ein, Take me home country roads, Chihuahua, Ein Stern der deinen Namen trägt – das ganze Programm von Hermes House Band, DJ Bobo, DJ Ötzi und anderen Kulturschanden rauf und runter. Das Volk grölte alles textsicher mit. Wie soll das um Himmels Willen noch bis Mitternacht steigerungsfähig sein? Auf jeden Fall weiß ich, wie die Maikönigin begrüßt wurde: Hey Baby!