Seitdem man mit Handys nicht nur Telefonieren kann, sondern auch Fotos machen, im Internet surfen und fest im sozialen Netzwerk verankert ist – leider immer noch damit keine Spiegeleier braten oder sich rasieren kann -, ist etwas in Mode gekommen, das bei früheren Handy-Generationen ungefähr so peinlich war wie in den Achtzigern die Herrenhandtasche. Doch der (das?) Tatschskriehn macht besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich: die Handy-Hülle. Die Dinger sind ja so empfindlich, dass ein pausenfrei zu Ende gebrachtes Telefonat zu den Glücksfällen gerechnet werden muss.

Ohne Hülle würde man quasi ungeschützten Telefonverkehr haben. Nur wird gendermäßig sehr verschieden damit umgegangen, wobei wir Männer ausnahmsweise stilistisch (meist) auf der sicheren Seite sind. Unauffällige, möglichst dünne und möglichst dunkle, also pragmatische Hüllen sind angesagt und werden mit einem entschuldigenden Schulterzucken gezückt. Frauen haben hingegen die Handy-Hülle längst als trendiges Accessoire entdeckt – und die Handyzubehörindustrie die Frauen. Und die haben keinerlei Problem damit, selbst im fortgeschrittenen Alter sich mit pinken Gummihüllen in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Wo beim telefonieren dann auch noch ein auf der Rückseite applizierter Pinguin die Umwelt anglotzt. Besagte Gummihüllen können durchaus die Haptik von Bremsklötzen haben, selbstgestrickte Exemplare, gerne mit Bömmelchen,  wurden allerdings auch schon gesichtet. Ich wundere mich, dasss es noch keine Volkshochschulkurse gibt: Wir stricken unsere eigene Handyhülle. Was in Herrenanzügen enorm auftragen würde, ist für die Damenwelt kein Problem: In Handtaschen ist bekanntlich immer mehr Platz, als man denkt.  Hauptsache, kein ungeschütztes Telefonat.

Wenn heute eine Frau schreit: „Ich hab kein Netz!“, dann will sie nicht einkaufen gehen und ist auch nicht Hochseilartistin. Auf jeden Fall sollte man(n) in diesem Moment ganz schnell das Weite suchen, denn ersatzweise bekommt man sonst Fotos von Babys oder Haustieren gezeigt. Süüüüüüüüß!