Erfahrene Mediziner raten ja schon mal gerne dazu, die Beipackzettel von Medikamenten am besten sofort wegzuwerfen, ungelesen, wohlgemerkt. Sie gehen dabei offensichtlich davon aus, dass alle ihre Kollegen immer genau wissen, was ihrem Patienten bekommt und ob sich das Zeugs mit anderen Mitteln verträgt, die der Patient sonst nimmt. Im Prinzip haben sie damit Recht: Anschaulich geschildert zu bekommen, was einem unglücklichen von 10000 glücklichen Probanden widerfuhr (Juckreiz, Atemnot, Tod), erhöht sicherlich nicht die Akzeptanz eines Heilmittels.

Da ich mich bei dem rezeptfreien Gel, das ich gegen die immer lästiger werdenden Knieschmerzen verwende, auf relativ sicherem Terrain glaubte, las ich den Beipackzettel trotzdem. Da das Wort „Zettel“ nicht zu einem teuren Medikament passt, ist der Zettel überschrieben mit „Gebrauchsinformation: Information für den Anwender“. Allein schon diese Redundanz schafft Vertrauen, hier weiß man: Es wurde an alles gedacht.

Und das wurde es! Am meisten begeistert hat mich der Absatz „Art der Anwendung“. Der Anweisung, das Gel dünn aufzutragen und dann einzureiben, folgt der wichtige Satz: „Anschließend sollten die Hände gewaschen werden, außer diese wären die zu behandelnde Stelle.“ Man stelle sich vor, das sei nicht in dieser Ausführlichkeit erwähnt! Der arme Tropf, der eine schmerzende Hand hat, auf diese das Gel aufträgt und dann wieder abwäscht, weil man sich ja danach die Hände waschen soll! Und dann wieder aufträgt, um wieder … ein endloser Kreislauf von Schmieren und Waschen wäre entstanden, gebe es nicht diesen Hinweis auf die zu behandelnde Stelle. Ein Hoch auf die Menschen, die immer an alles denken.