Wenn ich jemandem eine Million Euro klaue, habe ich ein Problem. Wenn ich nicht nachweisen kann, dass derjenige mir das Geld mehr oder weniger aufgenötigt hat, komme ich höchstwahrscheinlich in den Knast.

Nun frage ich Sie: Was ist so sensationell an der Meldung, dass Steuersündern, die mehr als eine Million hinterzogen haben, eine Haftstrafe ohne Bewährung droht? Auch die haben das Geld geklaut, nämlich dem Staat, also Ihnen und mir. Nun war es leider bislang nur so eine Art Kavaliersdelikt, hohe Summen am Gemeinwesen vorbei zu schleusen. Warum schmerzhafte Strafen, wenn man doch niemandem weh getan hat (und nur Ihnen und mir geschadet hat)? Warum Strafen, wenn die Anderen dazu offenbar einfach zu doof (oder zu ehrlich) sind?

Das eigentlich Sensationelle ist also, dass die gerechte Strafe so spät kommt, dass man jahrzehntelang die Millionenbetrüger lediglich tadelte wie einen Welpen, der einem die Filzpantoffeln verschleppt hat.

Und was mir auch nicht aus dem Kopf gehen will: Auch wenn ich nur 100 000 Euro klaue, muss ich in den Knast …