Komisch: Die Bewahrer der teutschen Sprechart regen sich unablässig über die vielen Anglizismen in unserer Sprache auf. Im Sinne einer lebendigen Sprache Schwachsinn, aber was viel überraschender ist: Ausgerechnet dort, wo man am allerwenigsten damit rechnet, halten sich ganz grobe Germanismen: in der Computerwelt. Alles, aber auch alles ist dort Englisch, bis hin zum Herrn Willy Toren, der die Fenster erfunden hat. Mein Lieblingswort ist nebenbei Motherboard. Auch wenn es nur eine Platine ist, auf der die kleinen Bits besonders flink herumflitzen: Es ist das Herz des Computers, und es gibt ihm eine Seele. Muss er ja auch haben – warum sprechen wir sonst mit ihm? Zugegeben … meist mit Worten, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Aber: Warum sagen wir immer noch „Bildschirm“? Wirklich nur, weil das Wort pictureumbrella nicht so wirklich griffig ist?

Noch mehr wundert die Anglizismenverweigerung mich bei den „unbespielten“ Compact Discs, die einstmals mit Gold aufgewogen wurden und die man heute im Supermarkt in der 25er-Spindel kauft: Rohlinge. Was für ein ordinäres Wort! Aber: Sag einem Freund, er soll CDs mitbringen, geht er in die Musikabteilung. Sagst du jedoch „Rohlinge“, ist die Gefahr gering, dass er einen noch nicht zurecht gefeilten Schlüssel mitbringt. Oder gar einen ungehobelten Menschen. Und ein CD-Rohling – ist das ein Mann, der das Corporate Design ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzt? Rohling geht jedenfalls gar nicht, ein Anglizismus muss her, und zwar asap!