Roger Handt, Sprecher und Musikexperte beim WDR2, war jahrelang meine Radio-Ikone. Eine tolle Stimme und ein profundes Wissen über die Sechziger und Siebziger genügten dazu; dass er zudem aus seinen persönlichen musikalischen Vorlieben keinerlei Hehl machte, versorgte ihn frühzeitig mit dem, was heute alle haben wollen: Autentzi…, äh, Auti- … also er wirkte einfach senkrecht.

Dann kam für mich die erste Enttäuschung – als ich entdeckte, dass er gar nicht Engländer ist und sich nicht „Hunt“ schreibt, wovon ich immer ausgegangen war. Konnte man zu Zeiten, als noch nicht jeder Sender seine Heimseite hatte, nicht sehen, und schließlich war er ja auch der „Rodscher“. Nun gut, kann der Mann ja nichts für; aber: Da er bei „Der Sender“ aufgrund familiärer Beziehungen offenbar Narrenfreiheit genießt, braucht er sich um die Länge seiner Wortbeiträge keinerlei Gedanken zu machen. Und so nervt er in seiner samstäglichen Ratesendung „Yesterday“ die armen Mitspieler nicht nur mit Fragen nach dem hessischen Familienminister von 1968, was auch immer sowas in einer Musiksendung zu suchen hat, hängt vielleicht mit dem Bildungsauftrag des öffentlichen Rundfunks zusammen. Nein, wenn ihm nichts besseres einfällt, plaudert er mit den Ratekandidaten ausführlichst über ihre persönliche Situation, macht auch hier aus seinen Vorlieben keinerlei Hehl, und entwickelt oftmals den nicht nachvollziehbaren Ehrgeiz, jedem Postboten auch das letzte Berufsgeheimnis zu entlocken.

Schlicht grandios ist jedoch, wie unvorbereitet er in die Sendungen geht. Oft arbeitet er Musikwünsche ab, die den Sender mittels der guten alten Postkarte erreichen. Mitten in der Anmoderation eines Wunschtitels stellt Rodscher dann fest, dass er den Absender oder dessen Adresse oder auch beides nicht entziffern kann. Das vorläufige Sahnehäubchen brachte er gestern um 21.57 Uhr bei der Abmoderation von Yesterday: „Und jetzt kommt noch etwas Musik von … ehrlich gesagt weiß ich’s nicht. Aber irgendetwas wird schon kommen.“ Es kam dann YMCA von den Village People, und wenn ich so drüber nachdenke, war das als Ansage für diesen Gassenhauer gar nicht so übel.