Unsere allmonatliche Fischorgie hatten mein Freund und ich diesmal in eine Gaststätte verlegt, die für ihre Gambas berühmt ist. Wir tranken Wein aus blauen Flaschen, und damit nahm das Elend seinen Lauf. Nicht dass wir den Wein aus der Flasche tranken, wir hatten schon Gläser, er wurde eben nur in blauen Flaschen serviert. Dieses blaue Glas gefiel meinem Bekannten sehr gut, und nach der zweiten Flasche – was eigentlich alles Nötige über den Verlauf des Abends aussagt – beschloss er, diese mit nach Hause nehmen zu wollen. Ich meinte nur, dass er ein Problem habe, wenn er sie eines Tages wieder los werden wolle: In welche Farbe des Altglascontainers kommen blaue Flaschen? Daraus entwickelte sich eine ebenso engagierte wie schräge Diskussion. Ich plädierte selbstverständlich für grün. Grün besteht nun mal aus blau und gelb, und die paar gelben Pigmente können der Menge grünen Glases wohl kaum schaden. Mein Freund jedoch plädierte für weiß! Meinen Einwand, dass eine Flasche blau ja wohl die gesamte Charge Weißglas ruinieren würde, wischte er mit einer religiösen Beweisführung beiseite. Im Katholizismus seien weiß und blau die reinsten Farben überhaupt, das habe was mit der Mutter Maria zu tun, und deswegen gehöre blau zu weiß.  Bei Mutter Maria muss ich als altes Heidenkind höchstens an Let it be von den Beatles denken und nicht an blau und bestellte deswegen erstmal zwei Schnäpse. Als der Wirt das Feuerwasser brachte, fragte mein Freund ihn, ob er die blauen Flaschen mitnehmen dürfe. Darauf der Wirt entsetzt: „Was!? Mein Küchenpersonal bleibt hier!“

Als ich heute  morgen wach wurde, meinte ich jedenfalls, dass es so oder so ähnlich gewesen sein muss. Und ich werde niemals Wein in blauen Flaschen kaufen.