Genug der Politik – denken wir lieber einmal über die Verschlüsse von Weinflaschen nach. Abend für Abend befördern wir sie mehr oder weniger mühevoll aus dem Flaschenhals des begehrten Stoffes. Korken also. Oder Drehverschlüsse. „Drehverschlüsse!???“ wird jetzt der eine oder andere vermeintliche Weinkenner fragen. Mit gespieltem Entsetzen fragen. Denn jedem rational denkenden Menschen muss klar sein, dass der Drehverschluss der Korken von heute ist. Nur dass nie etwas nach Kork schmeckt.

Es sei denn, Sie gehören zu den besserverdienenden FDP-Wählern, die es sich leisten können, Weine jahrzehntenlang im Keller einzulagern. Warum auch immer.  Weißweine schmecken im ersten bis zweiten Jahr am besten, Rotweine brauche vielleicht ihre Zeit, die soll man ihnen dann auch geben, aber warum dann eigentlich immer dieser Hype um den Primeur?

Hin wie her, rot oder weiß, trocken oder halbtrocken, die überflüssigste Erfindung der letzten Jahre sind die Plastikkorken. Ich muss jedesmal den Korkenzieher bemühen, um genau das gleiche zu erzielen wie mit einem Drehverschluss: Flasche auf. Wenn die Dinger dann auch noch naturkorkgemäß gemasert sind, weiß ich den Fake so richtig zu schätzen.

Doch alles ist zu toppen. So förderte ich neulich aus dem Hals einer Flasche eines eigentlich mit großen Erwartungen beleiteten sizilianischen Rosés einen Plastikkorken ans Tageslicht, auf dem neben einem wichtig wirkenden Wappen und einer seriös wirkenden Nummerierung gedruckt stand: „Dieser Korken wurde von uns sorgsam ausgewählt, um Ihnen die bestmögliche Qualität zu garantieren.“ In deutsch, frech und dumm. Was wurde denn da ausgewählt? Die größtmögliche Geschmacksneutralität von Plastik?

Übrigens können auch Weine mit Plastikkorken einen ausgeprägt muffigen, für den Laien korkigen Geschmack haben – da liegt das Problem in der Hygiene im Weinkeller. Und deshalb fühle ich mich angesichts dieser Plastikdinger immer irgendwie … verkorkt.

Let it roll.