Über die Bewahrer der deutschen Sprache kann ich mich meist nur gequält amüsieren. Die Leute sähen lieber das Schild „Zutrittsberechtigungsschein-Verkaufsstelle“ statt „Ticket Shop“ und sagen wahrscheinlich Strompost statt Email. Eine Sprache lebt nun mal und verändert sich, Deutsch ist nicht Latein.

Was allerdings wirklich den Bach runtergeht, ist die Kommunikation. Ob SMS, ob Email, da werden von manchen Zeitgenossen Buchstabenfolgen hingerotzt, dass man zum Erschließen des Sinns am besten eine Dechiffriermaschine benutzt. Eine Facebook-Nachricht ohne Fehler ist wahrscheinlich höchst uncool. Gefällt mir nicht.

Beim Telefonieren sind die Sitten allerdings schon viel länger verkommen. Ich mag es gar nicht, wenn jemand bei der Gesprächsannahme, egal ob Mobil oder Fetznest, „Hallo“ oder gar nur „Ja?!“ sagt. Es mag Zufall sein, dass es nur Frauen sind, die ich kenne, die einen anrufen und sich – wahrscheinlich in der felsenfesten Überzeugung, dass man(n) in diesem Moment nur mit dem Anruf dieser Einen gerechnet hat, mit „Ich bin’s!“ melden. Eine Zeit lang, als es noch keine Handys gab, hatte ich zwei Damen dieser Spezies in meinem näheren Bekanntenkreis, und beide hatten auch noch sehr ähnliche Stimmen. Rief „Ich bin’s!“ an, galt es, das Gespräch erst einmal in die Gefilde der Allgemeinheit zu führen, um dann anhand von weiterführenden Inhalten die wahre Identität zu erkennen. Einer von beiden konnte ich wenigstens mit der Zeit angewöhnen, sich mit ihrem Vornamen zu melden. Dumm nur, wenn beide Sabine heißen.

Heute morgen ist mir etwas wunderbares passiert. Eine liebe Kollegin und Freundin ruft an, für einen Samstag recht früh, und nachdem ich mich – durchaus ausgeschlafen – gemeldet habe, sagt sie: „Bist du schon wach?“ Und in ihrer Stimme klingt ehrliches Erstaunen mit.