Um mal wieder als die besseren Europäer dazustehen, hat sich die deutsche Politik mit sonst ungewohntem Übereifer daran gemacht, eine eigentlich für 2020 gemeinte EU-Richtlinie in Sachen Biosprit baldmöglichst umzusetzen. E10 sollen wir jetzt tanken, aber keiner weiß, warum. Oder ob.

Deshalb gibt es nun den „Benzingipfel“. Hört sich irgendwie molotowmäßig an. Nötig wurde dieser Gipfel, weil der Einführung von E10 eine gewaltige Desinformationskampagne vorausgegangen war. Haben sie an Ihrer Tankstelle Infomaterial ausliegen sehen? Haben sie Anzeigen des Umwelt- oder des Wirtschaftsministers gesehen? Haben Sie Post von Ihrem Autohersteller bekommen, der doch sonst ganz genau weiß, wann auf Winterreifen gewechselt werden und wann der Frühjahrs-Check gemacht werden muss? Alle haben gepennt!

Wie konnte aber auch nur einer aus diesem Kreis – Mineralölwirtschaft, Regierung, Hersteller – auf die Idee kommen, dass deutsche Autofahrer irgendetwas in ihren Tank lassen, von dem Ihnen niemand sagen will, ob es ihrem Heilix Bleche nicht irgendeine Art von Harm antun könnte? Hier und da gab es Listen zu sehen von Autos, die E10 vertragen, doch Störfeuer aus der Autoindustrie und ansonsten weiterhin gezielte Desinformation nährten die Verunsicherung. Dann lieber das gute alte Super, was ja auch nur E5 ist.

Nun wackelt die E10-Einführung endgültig – nicht, weil es zu viel oder zu wenig davon am Markt ist, sonden weil es Streit in der Politik darum gibt. Mein Lieblings-Generalsekretär von einer angeblich liberalen Partei, Christian Lindner, ist zu hören mit den Worten: „Wenn nötig, muss die gesamte Biosprit-Strategie überdacht werden.“ Welche Strategie? Es hat keine gegeben! Das Versagen der Politik ist schlimm, die Daddelei der meisten Autohersteller nicht nachvollziehbar, verdächtig aber auch die Zurückhaltung der Mineralölindustrie. Schließlich hatte sie erhebliche Aufwendungen für die Umstellung, auch wenn nur das Super nun in den alten Normal-Tanks ist und E10 in den bisherigen Super-Tanks.  Lässt sich nämlich ohne weiteres jeweils mischen.

Einmal mehr beschleicht mich das Gefühl, in einer Bananenrepublik zu leben. Dazu kommt noch das ungute Gefühl, etwas durch den Auspuff zu jagen, weswegen an anderen Orten unserer Welt Menschen hungern müssen.