Die Welt steckt voller Geheimnisse. Das sagt man so. Wie viele es in der Tat in unseren aufgeklärten und erforschten Zeiten immer noch sind, ist wirklich erstaunlich. Gelernt habe ich das heute, als morgens das Telefon klingelte. Dazu muss ich noch sagen: Manche Leute reagieren ja allergisch, wenn man während der Tagesschau oder – schlimmer noch – beim sonntäglichen Tatort anruft. Ich esse eben nur gern in Ruhe, uns besonders hasse ich es, wenn schon morgens der Terror los geht.

Der Toast war gerade dem Toaster enteilt – Telefon. Eine Freundin muss nach Nordhessen und dafür quer durchs Ruhrgebiet fahren. Ob es denn stimme, was sie im Verkehrsfunk höre, dass da überall Stau sei? Halb verwundert es mich, dass sie mich offenbar für eine kompetentere Instanz hält als einen Radiosender, halb schmeichelt es mir. Ich werfe den Computer an und schaue auf der Staumelderseite nach und treffe die schwerwiegende Erscheinung (die sich als durchaus richtig erwies): „Du kannst fahren!“ Zu Glück war ich so schlau, ihr die Seite autobahn.nrw.de zu empfehlen, damit mich morgens solche Anrufe nicht mehr ereilen.

Ich sitze wieder am Tisch und versuche, Butter und Schinken auf dem eigentlich schon erkalteten Toast zu applizieren –Telefon. Ein Kollege möchte sich mein Auto ausleihen. Das habe nämlich die nunmehr vorgeschriebenen Winterreifen, und seins nicht. Ein Blick aus dem Fenster: Die Straßen sind schwarz, selbst auf den Dächern liegt kein Schnee mehr. Eigentlich ist sein Auto schöner als meins – weshalb er es trotzdem haben will, bleibt sein Geheimnis.

Ich sitze wieder am Tisch und überlege, dass ich eigentlich keinen kalten Toast mag. Und auch die Teetemperatur ist nicht mehr optimal … – Telefon. Eine junge Frauenstimme fragt mich ohne weitere Umschweife, wie das eigentlich mit Abtreibungen sei. Die Zeiten, wo mir das einen Riesenschreck eingejagt hätte, sind längst vorbei, und ich überlege, welches weibliche Wesen aus meinem Bekanntenkreis frühmorgens zu solchen Gags aufgelegt sein mag. Um Zeit zu gewinnen, frage ich: „Inwiefern?“ „Na, wer das bezahlt!?“ kam fröhlich-ungeduldig die Antwort. Da ich mittlerweile glaubte, dass es keine meiner Bekannten war, frage ich zurück, ob sie eigentlich wisse, mit wem sie spreche. „Na, mit der AOK in Bayern!“ Um mich nicht länger an der Notlage einer jungen Frau weiden zu müssen, kläre ich sie auf (obwohl das wohl nun zu spät war), dass sie auf einem Privatanschluss im Rheinland gelandet ist. Das wiederum fand sie unglaublich witzig und lachte sich kaputt; so schlimm schien die Notlage nicht zu sein. Oder ob sie nur prophylaktisch gefragt hat? Wie man aber eine bayrische Vorwahl mit einer westdeutschen verwechseln kann, das finde ich absolut geheimnisvoll.

Wenigstens den Tee habe ich dann nochmal kurz in der Mikrowelle warm gemacht.