„Sie sind spät dran!“ Der Weihnachtsbaumverkäufer schenkte mir einen mitleidigen Blick. Mein erstes Weihnachtsgeschenk! Trotzig wie ein kleiner Junge, der das begehrte Computerspiel nicht unterm Baum gefunden hat, entgegnete ich dennoch: „Ich kauf immer auf’n letzten Drücker!“ „Tja, aber dies Jahr kommt aus den Wäldern nix nach, wegen dem Eis.“ Immer gut, wenn man mit einem Fachmann zu tun hat, und weil ich einfach noch einen Baum brauchte, ich hatte es meiner Prinzessin versprochen, verzichtete ich lieber, ihn darauf hinzuweisen, dass mir wegen mit Dativ immer noch weh tut. Ich nahm dann einen, der größer war als beabsichtigt, der nur aus einem Blickwinkel richtig gut aussieht, dessen kahle Rückseite bestens geeignet ist, vor die Heizung gestellt zu werden, und für den ich so viel berappt habe wie noch nie zuvor im Leben für einen Baum.

Der Witz ist: Die grünbraungrauen Weihnachten der letzten Jahre ließen uns ernsthaft darüber nachdenken, ob an der Erderwärmung nicht doch was dran ist – und nun das. Weiße Weihnacht! Was wir uns immer gewünscht hatten! Und was passiert: Mit Verweis auf Schnee und Eis werden wir gnadenlos ausgebeutet! Nein nein, ich will jetzt gar nicht auf der Bahn herumhacken, die braucht ja nicht mal Schnee und Eis, um unpünktlich zu sein. Ein simpler Eimer Streusalz – fünf Euro! Nicht etwa im Supermarkt oder im Baumarkt oder im Feinkosthandel – die haben längst nichts mehr. Nein, ein Getränkemarkt macht mit NaCl im Gegenwert von weniger als 10 Cent das Geschäft seines Lebens. Da kann ich doch gleich mein zu so hübschen winzigen Pyramiden kristallisiertes Meersalz auf den Bürgersteig schmeißen! Des Autos Windschutzscheibe war heute Mittag wie mit Klarlack überzogen, Glatteis pur,  Kratzen zwecklos, Enteisungsspray an der Tanke: 6,99 Euro! Für das Geld kann man ebenso eine Flasche Wodka erstehen, nicht mal die billigste, ein paar Spritzer über die Scheibe, fertig. Ein Schluck zum Aufwärmen ist dann auch immer noch drin – nur Fahren sollte man dann nicht mehr.

Deshalb gibt einmal mehr die Bibel den richtigen Ratschlag für diese Zeiten: Bleibe im Lande und mehre dich redlich (oder so ähnlich). Im Klartext heißt das: Zuhause bleiben! Kakao! Glühwein! Wame Decke! Muckeln! Fest der Liebe!

Frohe Weihnachten!